09/16: Launches from Campus into Markets

Unternehmens Kooperationen ermöglichen erfolgreichen Technologietransfer

The text was written in German, an excerpt is available in English at the end of the text.

 

Wissenschaftliche Erkenntnisse in marktfähige Produkte zu überführen, bis dahin ist es oft ein langer Weg. Dabei ist gerade diese Innovationsleistung für die Wettbewerbsfähigkeit und den wirtschaftlichen Erfolg einer Gesellschaft wichtig. Ein Anschub für Innovationen können strategische Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sein. Von den Ergebnissen profitieren beide Seiten: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bietet sich die Chance, in praxisnahen Projekten mitzuarbeiten und Unternehmen verbinden wissenschaftliche Erkenntnisse mit unternehmerischer Praxis. Die Kooperationsformen sind vielfältig: Strategische Partnerschaften haben sich dabei als erfolgreich erwiesen. Das KIT baut diese Praxis jetzt aus.

 

Dass das Potenzial der Zukunft in strategischen Kooperationen liegt, konnte Sascha Ott bereits mit der erfolgreichen Industry-on-Campus-Kooperation zwischen KIT und Schaeffler zeigen. Der Maschinenbauingenieur ist Geschäftsführer des KIT-Zentrums Mobilitätssysteme und dort für den Ausbau der Kooperationslandschaft am KIT mitverantwortlich. „Eine strategische Kooperation ist darauf ausgelegt, dass Unternehmen und Forschungseinrichtung langfristig und eng verzahnt zu festgelegten Themen forschen. Der Vorteil gegenüber projektbezogener Forschungszusammenarbeit ist, dass wir nachhaltiges Knowhow aufbauen können, das bei Dissertationen oder kurzfristigen Forschungsprojekten nicht hinreichend aufgebaut werden kann. Gerade bei komplexen Themengebieten ist eine Zusammenarbeit über lange Zeithorizonte wichtig.“ Am KIT wird bereits mit mehreren Unternehmen in dieser Form gemeinsam geforscht, Beispiele sind die BMW AG oder die Schaeffler AG. Durch den Ausbau der Kooperationspraxis soll zukünftig verstärkt institutsübergreifend in Projekten gearbeitet werden. Auch räumlich will man näher in gemeinsamen Arbeitsstätten aneinander rücken, erklärt Ott, zum Beispiel auch in sogenannten „Industry-on-Campus“-Modellen.

 

Teil einer solchen Kooperation ist auch die AVL List GmbH. Sie ist das weltweit größte, unabhängige Unternehmen für die Entwicklung von Antriebssystemen sowie dazugehörende Simulation und Prüftechnik. Im Bereich Antriebsentwicklung, Prüf- und Messtechnik sowie Simulationswerkzeuge arbeitet das Unternehmen bereits seit 2001 mit dem IPEK – Institut für Produktentwicklung am KIT erfolgreich zusammen.

 

Auch bei der AVL hat man sich für die engere Zusammenarbeit mit dem KIT neu aufgestellt. Ein Karlsruher Team soll mit derzeit sieben, bis zum Jahresende deutlich mehr Mitarbeitern helfen, den Technologietransfer in neue Produkte voranzubringen. Auch Mitarbeiter des KIT werden hier vor Ort arbeiten. Gemeinsam haben sich die Wissenschaftler und das AVL-Team dem Forschungsfeld durchgängige Entwicklungs-, Validierungs- und Optimierungsmethoden für Antriebsstrangtechnologien verschrieben. Gemäß dieses Ansatzes sollen Simulation und Test im Sinne eines integrierten Entwicklungsprozesses mehr miteinander verknüpft werden. Eine Herausforderung, die gerade bei neuen Eigenschaftsanforderungen, wie dem autonomen Fahren, neuen Fahrassistenzsystemen oder Realfahrt-Emissionen an enormer Bedeutung gewinnt.

 

Dr. Tobias Düser, der bei der AVL als Leiter für die Themen Virtual Testing Solutions in der neuen Niederlassung Karlsruhe tätig ist, betont, dass in einer Kooperation Ergebnisse erzielt werden, die die im Tagesgeschäft eingebundenen Mitarbeiter in einem Unternehmen nur schwer leisten können: „Die wissenschaftlichen Mitarbeiter an Universitäten können unvoreingenommen, in einem hochflexiblen Umfeld, Problemstellungen bearbeiten. Durch sogenannte Forschungs- und Innovationsteams wird immer auch die Methodenintegration bei gemeinsamen Industriekunden angestrebt. Dies soll zum einen dazu dienen, die Wirksamkeit der Methoden und Technologien zu validieren und diese in die Prozesse unserer Kunden und natürlich auch in Produkte der AVL zu integrieren.“

 

In den vergangenen Jahren sei es mehrfach gelungen, Ergebnisse erfolgreich zu verwerten und an den Endanwender zu bringen. So wurde beispielsweise gemeinsam ein Prototyp für ein völlig neuartiges Prüfstandkonzept entwickelt und erfolgreich durch das KIT in einem Projekt mit Porsche eingesetzt. Das Ergebnis war eine Win-win-Situation sowohl für das KIT als auch die AVL, meint Sascha Ott, der auch Geschäftsführer in der Institutsleitung des IPEK ist: „Aus dem Projekt entstanden Echtzeitsimulationsmodelle und neue Validierungsmethoden, die in Prüfstände integriert werden konnten. Auch erhielt die AVL wichtige Impulse, wie sich Prüfstände in Bezug auf neue Anforderungen verändern werden. Zurück kamen für uns Ideen für neue Forschungsvorhaben.“

 

Sascha Ott sieht in strategischen Kooperationen die beste Möglichkeit, innovative Ideen zu realisieren und damit auch die Studierenden sowie die Region durch die Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen zu unterstützen. „Forschungsziele ohne Beteiligung der Industrie zu erreichen, ist heute kaum mehr möglich. Ein Großteil der hier notwendigen Forschung ist extrem teuer, das geht mit der Ausstattung, die mit Steuermitteln zur Verfügung gestellt wird, nicht mehr. Wenn ich langfristige Personalplanung machen will, brauche ich die Industrie.“ Entscheidend für eine Kooperation sei jedoch eine gute Vertrauensbasis zwischen den Partnern. Auf Unternehmensseite könne niemand stehen, der nur Fachkräfte abgreifen möchte. „Man muss eine gemeinsame Basis schaffen, auf den verschiedenen Ebenen des KIT und innerhalb der Unternehmen, die deutlich macht, hier werden Mehrwerte erzielt, die wir einzeln nicht schaffen können. Es geht um Vorteile – gerade auch wissenschaftliche Mehrwerte für beide Seiten, nicht nur um bezahlte Dienstleistung“, so Ott.

 

Text von Heike Marburger.

 

Excerpt in English

 

“Launches from Campus into Markets – Teaming with Business for Successful Technology Transfer“

Translation: Heidi Knierim

 

During the often lengthy time it takes to transfer scientific knowledge into marketable products, strategic partnerships between science and industry may provide an incentive for innovations. Both sides can profit from the results: Whereas researchers have the opportunity to participate in practical projects, companies can combine scientific theory with entrepreneurial practice.

 

At KIT, research already is done this way with some companies, for example with Daimler AG or with Schaeffler. AVL List GmbH, which is the world’s biggest independent company for the development of drive systems and respective test and simulation methods, is also part of one such collaboration. Since 2001, the company has been cooperating successfully with KIT’s Institute of Product Engineering in the fields of powertrain development, measurement and testing technology, and simulation tool development. Now AVL List has repositioned itself for even closer cooperation with the KIT. A growing team of seven from AVL Karlsruhe, and from the KIT as well, contributes to the advancement of technology transfer to create novel products. Together, the researchers and the AVL team commit themselves to research in end-to-end development, validation and optimization methods for powertrain technologies. This approach intensifies the link between simulation and testing for achieving integrated development processes and thus meeting the increasingly important challenge of fulfilling the new properties required for autonomous driving, new driver assistance systems or real-drive emissions, as examples.

 

Artikel aus der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins LooKIT, Edition 2/2016, Schwerpunkt Mobilität.

Article within the current edition of the science magazine LooKIT on mobility at the Karlsruhe Institute of Technology, Edition 2/2016.

Photos: Sandra Göttisheim