03/16: Fit for the Energy Sector

Paper in German; Summary in English

Ein Paradigmenwechsel treibt derzeit die Energiebranche um: Die rasante Weiterentwicklung von Energiesystemen und -technologien sowie die stetige Anpassung der Geschäftsmodelle an veränderte politische Rahmenbedingungen der Energiemärkte stellen sowohl Fach- und Führungskräfte als auch Personalverantwortliche vor neue Aufgaben. Qualifikation und differenzierte Kenntnisse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen für die hochspezialisierten Unternehmen oft den entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar und erlangen deshalb eine immer größere Bedeutung. Fachkräfte werden knapper, begehrter und damit auch teurer. Die Energiebranche mit mehr als 500 Unternehmen in Deutschland steht am Anfang des „Fachkräftemangels Plus“, sie ist gezwungen, nachhaltige und weitsichtige Personalstrategien zu entwickeln. Darüber hinaus wird der Fachkräftemangel Plus vom „Demografischen Wandel Plus“ belastet: 2025 werden laut einer Studie des Beratungshauses goetzpartners ungefähr ein Drittel der derzeitigen Arbeitnehmer der Energieversorgungsbranche im Renteneintrittsalter sein. Allein die Nachqualifizierung von Geringqualifizierten birgt bis 2025 laut Bundesagentur für Arbeit ein Potenzial von bis zu 0,7 Millionen zusätzlichen Fachkräften – das der Weiterqualifizierung von Fach- und Führungskräften ist vermutlich noch größer.


Das KIT entwickelte an der hauseigenen Technology Business School gemeinsam mit führenden Experten einen Lösungsansatz für diese Unternehmen: Die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen hinsichtlich veränderter Anforderungsprofile durch gezielte akademische Weiterqualifizierung verbessert werden. Dafür sollen sie nicht monatelang in den Unternehmen ausfallen, sondern sich berufsbegleitend Kenntnisse auf Master Level aneignen. Der Vorteil einer Qualifizierung, die in eine Wissenschaftseinrichtung eingebettet ist: Aktuelle Ergebnisse der Forschung am KIT fließen direkt in den Wissenspool der Fachkräfte. Insbesondere Know-How zu innovativen Technologien in der Ernergieerzeugung, -speicherung und -verteilung werden hier vermittelt. Wie sieht beispielsweise der aktuelle Stand der Forschung und technischen Umsetzung im Bereich der Energiespeicherung aus? „Smarte“ Konzepte, das heißt solche der intelligenten Steuerung von Energieerzeugung und -verbrauch existieren bereits und befinden sich der Erprobung. Neue Technologieansätze müssen wirtschaftlich neu bewertet werden und in die Unternehmensstrategie mit einfließen. ABB, global agierendes Technologieunternehmen mit Fokus auf dem Energiesektor, hat frühzeitig mit dem Aufbau und der Umsetzung einer innovativen und ganzheitlichen Personalstrategie begonnen. „Eine wichtige Säule hinsichtlich der Bindung von Fach- und Führungskräften sind neu entwickelte Kooperationsmodelle mit Universitäten, beispielsweise mit dem KIT. Zukunftsweisend ist das berufsbegleitende Master Programm der dort ansässigen Technology Business School im Bereich der Energiesysteme und -technologien. Der integrative Ansatz von Technologie Expertise mit Management Know-How bildet einen wichtigen Baustein unserer Personalstrategie und garantiert dem Unternehmeneinen doppelten Mehrwert: Die Bindung und gleichzeitig Förderung unserer besten Leute, die das aktuelle Wissen aus der Forschung zum Nutzen des Unternehmens einsetzen können“, so Jan-Christoph Schüler, Personalleiter ABB Deutschland.

Der veränderte Fokus zeigt erste Erfolge: Unternehmen der Energiebranche befinden sich im Aufwärtstrend auf der Beliebtheitsskala von potenziellen Arbeitnehmern. Das Thema Energie geht alle an – Industrie, Forschung und Gesellschaft. „Zu oft wird beispiels- weise von den erneuerbaren Energien gesprochen, ohne dass ausreichende Kenntnisse der herkömmlichen und deutlich effizienteren Möglichkeiten der Energieerzeugung vorhanden sind“, sagt Professor Mathias Noe, Direktor des Instituts für Technische Physik am KIT und Mitinitiator des berufsbegleitenden Master Programms Energy Engineering & Management an der HECTOR School. „Unternehmen benötigen zur Weiterqualifizierung ihrer besten Köpfe Programme, welche die ‚klassische‘ technische Seite, die erneuerbaren Energien und den Management Aspekt verknüpfen. Klassische MBA-Programme sind für die Energiebranche nicht mehr state-of-the-art für eine erfolgreiche Weiterbildung im Sinne des lebenslangen Lernens von Fach- und Führungskräften.“ Der Paradigmenwechsel erfordert ein Umdenken auch in der Weiterbildung, um langfristig den Erfolg der Energiebranche zu sichern und die Attraktivität der Unternehmen als Arbeitgeber zu steigern.
 

English Summary: Fit for the Energy Sector
In-service Master’s Program of KIT ‘s Technology Business School for Qualification in Engineering and Management

The energy industry is challenged tremendously by rapid enhancements of energy systems and technologies as well as the continuous adaptation of business models to changing market regulations. A crucial competitive factor under these conditions is the employees’ know-how within those highly specialized companies. Yet, such professionals are in short supply, highly sought after and, hence, expensive. KIT’s solution: Developing the competencies of the employees through targeted continuous, part-time education programs designed to accommodate changing qualification profiles. The advantage of such programs embedded in a scientific institution like KIT is obvious: State-of-the-art research findings can be transferred directly to the business environments by professionals.

As a company acting on a global scale and with a strong focus on the energy sector, ABB started at an early stage to establish and implement an innovative and holistic human resources strategy. Through selective university partnerships, e.g. with KIT and its HECTOR technology business school, ABB supports its professionals, increases their commitment, and concurrently uses technological expertise from research for the benefit of the company.

Professor Mathias Noe, who directs the master’s program Energy Engineering & Management at the HECTOR School together with his colleague Professor Hans-Jörg Bauer, knows the value of an integrative advanced education approach on the highest academic level. In his opinion, the energy industry needs know-how on both conventional technologies and renewables, as well as on management aspects. Only then will the companies be successful in the long run.

 

Author: Eva Hildenbrand, Head of Marketing, International Department of the KIT gGmbH